Last updated: 05.03.2004

Pendleralltag
Renate's Bericht
Welche Türe?
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13.02.2003
14.02.2003
Deutsche Bahn oder D auer- B etriebsstörung
Notizen über den Zustand der Deutschen Bahn AG im neuen Jahrtausend

Liebe Leser!

Die hier geschilderten "Störfälle" beziehen sich nur auf EINE EINZELNE Verbindung, nämlich die zwischen Bremen Hbf und Wremen.
Eine Fahrt am Morgen und eine am Nachmittag, bzw. am Abend, je nach Verspätung. Montag bis Freitag.
In der Summe ca. 20 Hin- und Rückfahrten pro Monat.

Jetzt rechnen Sie die Mißstände hoch auf einige Tausend mögliche Verbindungen täglich und bundesweit.
Dann können Sie ungefähr ermessen, was Fahrgäste, und insbesondere Pendler, sich von dem Unternehmen "Die Bahn" täglich bieten lassen müssen!
Aber auch im Süden sieht es nicht besser aus, wie auf http://sbahn.blogger.de/ nachzulesen ist.
Mehr Bahnabenteuer  HIER


Bild zum Artikel vom 16.12.2002


Bild zum Artikel vom 14.02.2003

 14.02.2003, 06:22 Uhr, Bremerhaven-Lehe
Der "Zugbegleiter" (Schaffner) im RE kümmert sich heute weniger um die Gültigkeit der Fahrausweise.
Er ist vielmehr eifrig am zählen, wie viele Fahrgäste im Zug sitzen. Da kann sich Fahrgast ja schon auf den kommenden, gestrafften Fahrplan freuen!

Auf der Rückfahrt steht es auch wieder Spitz auf Knopf.
Eine "Weichenstörung" ist angeblich diesmal der Grund für die um zehn Minuten verzögerte Bereitstellung und Abfahrt des RE um 14:53 Uhr. Stress pur: Schaffe ich den Anschlusszug?

 13.02.2003, 16:40 Uhr, Bremen Hbf
Wenn sich die Zahl der "Störfälle" weiter in diesem Tempo erhöht wie in letzter Zeit, dann komme ich mit dem Führen dieses Tagebuchs bald nicht mehr nach.

Nein, heute ist nicht Freitag der Dreizehnte, dann hätten abergläubische Menschen sicher eine Erklärung gehabt für den heutigen Störfall.
Das (bekannte) Szenario:
RB Gleis 7, Abfahrt 16:32,
RE Gleis 8, Abfahrt 16:53 Uhr.
Die RB steht voll besetzt um 16:50(!) Uhr immer noch abfahrbereit an Gleis 7. Warum sie nicht abfährt weiß nur "das Netz" (Stellwerk Hannover).
Der RE wird 16:55(!) Uhr an Gleis 8 gegenüber bereitgestellt.
Na, denke ich Tor, heute müssen sie den RE vor der RB abfahren lassen.
Und so geschah es dann auch.
Mit dem kleinen Unterschied, dass plötzlich die "Beförderungsfälle" (Fahrgäste) aus beiden Zügen sich im RE gegenseitig auf die Füsse treten und aus dem RE eine RB wird. Im Klartext: Kombi-Pack mit Halt an jedem Bahnhof unterwegs.

So hat man schon mal einen Test für den nächsten Fahrplan und kann Züge besser auslasten. Zum Nachteil derer, die in Bremerhaven einen Anschlusszug erreichen wollen!

In der Folge stand ich mir eine Stunde lang auf dem Schmuckstück Bahnhof Lehe die Füsse in den Bauch, um auf die RB nach Cuxhaven um 18:47 Uhr zu warten ...

Kein Wort des Bedauerns seitens der Zugbegleiter, ganz so, als wäre das alles selbstverständlich! Ich wäre ja flexibel, wenn es um die Rückfahrt geht. So könnte ich auch den RE um 17:58 Uhr nehmen. Aber ich weiß genau, wenn ich mich für DEN entscheide, dann fährt DER nicht. Und umgekehrt.

 09.09.2002, 05:52, Bremerhaven-Lehe
Vereehrte Leser, nicht dass Sie denken bei der Bahn hätte sich alles zum Besseren gewandt, nur weil hier längere Zeit kein neuer Tagebucheintrag mehr zu lesen ist. Ganz im Gegenteil, die Bahn ist weiterhin der Ansicht, dass Züge mit bis zu 15 Minuten Verspätung *pünktlich* sind, dass Türen auch mal klemmen und Toiletten über einen längeren Zeitraum defekt sein dürfen.
Heute war denn auch mal wieder eine der Bahnsteig-Durchsagen fällig, wo Stammkunden bereits nach den ersten zwei Worten wissen, dass der Tag einen anderen Verlauf nehmen wird: "Auf Gleis drei, ähhh, -lange Pause- Vereehrte Fahrgäste, die Regionalbahn nach Bremen Hauptbahnhof fällt wegen eines Lokschadens heute leider aus. Bitte benutzen Sie ..."
Man muss sich das so vorstellen, dass am Vortag der Zug in Lehe über Nacht abgestellt wird und am Morgen kommt der Lokführer und sagt "Öhh, meine Lok ist defekt, da wird heut' nix".
Ich glaube eher, dass wegen der Baustelle zwischen Lübberstedt und Osterholz der Verkehr "entstresst" werden sollte und Züge deshalb bewusst ausfallen. Nur sollte man halt den Mut aufbringen, und dies den Fahrgästen auch sagen. Rechtzeitig, versteht sich.
Bleibt noch die Anmerkung, dass der RE, auf den ich ausweichen musste, seinerseits 20 Minuten verspätet in Bremen ankam. Was soll's, ich habe meine Ansprüche an die Bahn mittlerweile derart reduziert, dass ich schon froh bin, wenn ich nach Antritt der Fahrt überhaupt am Ziel ankomme. Wie und wann spielt dabei schon fast keine Rolle mehr.
Noch 3 Jahre, 7 Monate und 11 Tage. Erst dann ist für mich der "Alptraum Bahn" (hoffentlich) zu Ende ...

 26.02.2002, 16:20, auf freier Strecke vor Wulsdorf
Die Fahrt von Bremen nach Wremen dauert diesmal nur knapp viereinhalb Stunden. Über drei Stunden Sitzen und Warten, bei Kälte und Sturm, auf freier Strecke. Im Zug war vom Wind relativ wenig zu spüren, die Kälte kroch allerdings rasch die Beine hoch, eindringendes Regenwasser umspült in Rinnsalen die Füsse. Grund für den unfreiwilligen Stopp: Die Lok hat mit lautem Knall die Oberleitung herunter gerissen. Unwillkürlich denke ich an Eschede und den geplatzten Radreifen. Der Zug kommt nach einer Notbremsung zum Stillstand, ist ohne Energieversorgung und lebt fortan von Notstrom. Das bedeutet: Keine Heizung, keine Toilettenspülung, die Türen gehen nur mit Schaffner's Hilfe auf ... Wenigstens ging das Licht nicht aus. Und das war auch gut so, denn aus dem späten Nachmittag wurde Abend.
Nach einer Stunde Warten begutachtet ein Notfall-Manager den Schaden. Nach einer weiteren halben Stunde merkt man, dass es wohl ohne die Hilfe der Feuerwehr Loxstedt nicht geht und alarmiert diese.
Unter den Fahrgästen kommt Heiterkeit auf. Wird damit Angst oder Frust überspielt? Handies bimmeln pausenlos, mein Sitznachbar liefert zu jeder Viertelstunde den immer gleichen Statusbericht an seine Familie. Eine Frau outet sich, dass sie heute Geburtstag hat, der nun wohl ohne sie gefeiert wird. Eine Schulklasse tobt durch die Wagen. Die Kinder sehen den Vorfall als Abenteuer und befragen mit strahlendem Lächeln jeden Fahrgast persönlich mit Bleistift und Papier in der Hand: "Haben Sie Angst?"
Im Schein des Vollmondes schleppt uns endlich eine Diesellok in den Bremerhavener Hauptbahnhof.
Heute wäre ich mit dem Fahrrad schneller gewesen, siehe Eintrag 28.01.2002 unten.
-pv

 28.01.2002, 15:45, Hauptbahnhof Bremen
Die Fahrt von Bremen nach Wremen dauert diesmal nur knapp drei Stunden. Abfahrt um eine halbe Stunde verspätet. Warten in Bremerhaven. Hier wiederum verspätete Abfahrt. Eine echte Glanzleistung, wenn man bedenkt, dass meine Bestzeit mit dem Fahrrad von Bremen nach Wremen 03:16 Std./Min. ist ...
-pv

 02.07.2001, 15:45, Hauptbahnhof Bremen
Ein wunderschöner Sommertag, blauer Himmel, weiße Wolken, angenehme Temperatur - ein Tag zum Hemd hoch heben.
Warten auf den Regional-Express (RE) nach Bremerhaven, planmäßige Abfahrt 15:52, der sonst um diese Zeit auf Gleis Acht bereitgestellt ist. Ankündigung einer 5-10-minütigen Verspätung, weil wieder einmal erst kurz vor der Abfahrt bemerkt wird, dass die Lok defekt ist. Na, denke ich, könnte knapp werden in Bremerhaven.
Auf dem Nachbargleis wird die Regionalbahn (RB), ebenfalls mit Ziel Bremerhaven bereitgestellt. Abfahrt 16:02. Inzwischen steht auch der verspätete RE abfahrbereit auf Gleis Acht.
Und was nun folgt, ist mit menschlichem Verstand nicht zu fassen: Da lassen diese Dumpfbacken den Milchkannen-Express VOR dem RE abfahren, wohl wissend, dass (a) der RE verspätet ist und (b) im RE die Fahrgäste sitzen, die auf den Anschluß in Richtung Cuxhaven DRINGEND angewiesen sind, weil sonst EINE STUNDE Wartezeit droht!
Der verspätete RE zuckelt also bis Osterholz der RB hinterher und vergrößert die Verspätung auf nunmehr nicht mehr aufholbare 15 Minuten!!!!
Gedankenlosigkeit? Absicht? Wurstigkeit? Überforderung?
Herzlichen Glückwunsch zu dieser strategischen Meisterleistung, liebe Mitarbeiter der Bahn!

Es kam, wie es kommen musste: Die RB nach Cuxhaven war weg.
Ich schenke der Bahn einmal mehr eine Stunde meiner Freizeit. Und sie schenkt mir im Gegenzug eine verschlossene Toilette in Bremerhaven Hbf. Mit voller Blase wartet es sich ganz besonderes angenehm ...

-pv

 21.12.2000, 05:30, 5 Grad Minus, kalter Ostwind, Bahnhof Wremen
Warten auf die Regionalbahn, planmäßige Abfahrt 05:36.
Die Bahn kommt. Um 05:49.
Bremerhaven-Lehe. Stadtexpress nach Bremen natürlich weg.
Warten auf den Interregio, 5 Grad Minus, kalter Ostwind.

IR kommt. Wagen 9, keine Heizung, nur notbeleuchtet.
Bremerhaven Hauptbahnhof. 5 Minuten nach planmäßiger Abfahrt rollt der IR rückwärts(!) wieder in Richtung Lehe, kommt dann wieder auf einem anderen Gleis zu stehen. Durchsage an die Fahrgäste: 15 Minuten verspätete Abfahrt.

Licht in Wagen 9 fällt ganz aus, Heizung ist und bleibt kalt, kein Wort des Bedauerns oder gar eine Entschuldigung seitens des Zugführers, der sich wohl schämt, mit der Taschenlampe den Fahrschein zu kontrollieren und deshalb ganz auf die Kontrolle verzichtet. Mit 20 Minuten Verspätung endlich in Bremen.

Wieder einmal 20 Minuten Freizeit der desolaten Bahn geopfert, wieder diese Wut im Bauch und wieder die Gewissheit, dass sich nichts ändern wird auf absehbare Zeit.
-pv

  20.03.2001,
Das Unternehmen schlägt erneut zu ...
Wir schreiben den 19. März 2001. An diesem Morgen stehe ich frühmorgens am Haltepunkt Wremen und warte -wie jeden Tag- auf die Regionalbahn, die mich um 5:36 nach Bremerhaven bringen soll. Kälte, Schneefall und starker Wind lassen von Anfang an Befürchtungen aufkommen bezüglich der Zuverlässigkeit der Bahn AG. Nach einer Wartezeit von über einer halben Stunde in der Kälte dann die Gewissheit: Die Bahn kommt nicht zu spät, sondern gar nicht. Abmarsch im Schneetreiben nach Hause. Um sieben Uhr starte ich einen neuen Anlauf, an diesem Tag doch noch an meinen Arbeitsplatz in Bremen zu kommen. Wieder stehe ich, diesmal im Verein mit vielen Schülern, am Haltepunkt Wremen und warte auf die Regionalbahn. Richtig! Der Leser ahnt es schon: Umsonst! Entnervt gebe ich endgültig auf heute noch mit Hilfe der Bahn doch noch nach Bremen zu kommen und verschenke acht Stunden von meinem Zeitkonto. Verschenken, denn die Bahn haftet bekanntlich nicht für Schäden, die durch eigenes Unvermögen entstehen. Aber was erwartet der Fahrgast, intern "Beförderungsfall" genannt, denn noch alles für knapp 400 Mark, die eine Monatskarte kostet? Pünktlichkeit? Information? Service? Zuverlässigkeit? Derweil überlegt man in der Berliner Zentrale, wie man sich am besten die Konkurrenz vom Leibe hält, damit bloß alles so bleibt, wie es ist. Mit Erfolg. Denn Verkehrsminister Bodewig's Versuch, der Bahn die Schiene wegzunehmen, um für gesunden Wettbewerb zu sorgen, ist vorerst vom Tisch.
In dieses Bild passt dann auch trefflich ein unglaublicher Vorfall, den Renate Samsel schildert und den sie zur Veröffentlichung freigegeben hat. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen ...

-pv

 Renate's Bericht


 
An alle - auch zum weiterverbreiten !!!! 
Ich moechte eine Geschichte erzaehlen, die heute  passiert ist und die mich ziemlich aufgewuehlt und beschaeftigt hat: ich  hatte Besuch von meiner 13 Jahre alten Nichte Elisa und Ihrer Freundin  Johanna aus Luebeck. Sie waren am Freitagabend mit dem Zug gekommen. Elisas  Eltern, meine Schwester und mein Schwager hatten die beiden mit dem Auto  von Luebeck nach Hamburg gefahren, dort in den Zug nach Cuxhaven gesetzt,  wo ich sie dann wieder mit dem Auto abgeholt habe. Heute, am Sonntag sollte  es so auch wieder zurueckgehen mit dem Unterschied, dass mein Schwager  mit dem Zug von Luebeck nach Hamburg gefahren ist, um dann die beiden  Maedchen in Empfang zu nehmen und mit ihnen zusammen mit dem Zug nach  Luebeck zurueckzufahren. Ich habe Elisa und Johanna heute am Sonntag um  15.52 Uhr in Cuxhaven wie verabredet in den Zug gesetzt und bin dann wieder  nach Hause gefahren. Kaum in Wremen wieder angekommen ruft meine Schwester  ganz aufgeloest an: Die Maedchen stehen in Himmelpforten auf dem Bahnsteig,  der Schaffner hat sie aus dem Zug gesetzt, Elisa hatte gerade vom Bahnsteig  dort angerufen. Der Grund: Elisa ist Diabetikerin und hat einen Behindertenausweis,  mit dem sie bisher immer eine Begleitperson auf Reisen mitnehmen konnte,  diesmal also ihre Freundin Johanna. Das hat bis Freitagnachmittag niemanden  gestoert. Der Schaffner im Zug am Sonntag, den 18.3.01, der um 15.52 in  Cuxhaven Richtung Hamburg losgefahren ist, monierte nun den Behindertenausweis  und verlangte den Fahrpreis nach. Inwieweit er Recht hatte oder nicht,  kann ich nicht entscheiden. Er war jedoch der erste, der eine andere Auslegung  der Vorschriften hatte. Die beiden sind mit ihren Argumenten nicht weiter  gekommen und hatten auch nicht mehr genug Geld, um die Fahrkarte von Cuxhaven  nach Hamburg nachzuloesen, sondern konnten nur noch den Betrag fuer eine  Fahrkarte von Cuxhaven nach Himmelpforten aufbringen. Daraufhin setzte  der Schaffner die beiden 13jaehrigen Maedchen, eine mit einem Diabetes  und einem Behindertenausweis trotz Flehen der beiden aus dem Zug. Und  die Erwachsenen im Abteil haben laut Elisa aktiv weggeguckt, sich nicht  gekuemmert und sogar noch gefeixt !!!! Wie ging das aus ? Ich bin nach  Himmelpforten kurz vor Stade gefahren, habe die beiden an diesem Bahnhof  aufgepickt und bin Richtung Hamburg gefahren. Fuer die, die noch nie in  Himmelpforten waren: Es gibt dort einen zwar geschlossenen aber ungeheizten  Raum, wo eine furchtbare Luft drin war, dort sassen die beiden allein  und verlassen und hatten auf mich ca. eine Stunde warten muessen. Zur  Erinnerung: Es schneite, es lag Schneematsch auf der Strasse und die Temperatur  lag kurz unter dem Gefrierpunkt. Mein Schwager konnte in Hamburg erreicht  werden, er nahm den naechsten Zug zurueck nach Luebeck, stieg dort in  das Auto und fuhr los Richtung Hamburg. Wir trafen uns dann nach heftigem  Handykontakt in Rade, die Maedchen stiegen um und wir fuhren in entgegengesetzten  Richtungen wieder nach Hause. Wer hat einen guten Tip, wie diese unglaubliche  Geschichte weiter verfolgt werden kann, dass kein Schaffner je mehr sich  traut, hilflose Menschen aus dem Zug zu setzen ? Und wie kann man erreichen,  dass die Menschen mehr Anteilnahme und Hilfsbereitschaft zeigen ???? 

Renate


 06.02.03, 05:30, Wremen
So wie der Chaos-Tag gestern endete, so fängt der neue an.
Warten bei Kälte und Dunkelheit bis es zur Gewissheit wird: Die RB aus Cuxhaven fällt ersatzlos aus.
Ein Leidensgenosse mit Auto nimmt mich liebenswerterweise mit zum Hauptbahnhof Bremerhaven, damit wir dort wenigstens den RE um 06:28 Uhr erreichen.

Auf der abendlichen Heimfahrt versicherte mir ein Kumpel, der einen Zug später fährt, dass auch die RB aus Cuxhaven, planmäßig 07:03 Uhr, eine halbe Stunde Verspätung hatte. Der RE um 07:22 ab Lehe wartete nicht, wie denn auch! Ohne den oben erwähnten glücklichen Umstand wäre ich heute nicht vor neun Uhr nach Bremen gekommen, obwohl mein Wecker kurz vor Fünf klingelt! Knapp vier Stunden um 77 Bahnkilometer weiter zu kommen! Glückwunsch zu dieser satten Leistung! Es lebe das Monopol!
Bei der Gelegenheit kann man auch mal sagen, was so eine DB-Monatskarte zur Zeit kostet: 182,20 Euro. Für ca. 20 Hin- und Rückfahrten eine Menge Geld. Bei der derzeit gebotenen Gegenleistung fast schon Wucher!
Generell bleibt anzumerken, dass die Zustände bei der Bahn immer schlimmer werden! Die Vielzahl der Vorkommnisse allein in den ersten zwei Monaten des Jahres lassen für die Zukunft nichts Gutes erwarten. Der Fahrplan ist bloß noch eine unverbindliche Absichtserklärung ...

 05.02.03, 17:58, Bremen
Heute ist "Schienenersatzverkehr" angesagt, sprich Busfahren. Wegen irgendeiner Störung fahren keine RE's zwischen Bremen und Bremerhaven. Der Bus quält sich durch den Feierabendverkehr bis Bremerhaven, wo der Anschlusszug längst weg ist.
Ergebnis: Ankunft in Wremen um 20:00 statt 18:57 Uhr.

 23.01.03, 16:53, Bremen
Man soll eben den Tag nicht vor dem Abend loben. "Das Netz", so wird die Leitstelle Hannover bahnintern bezeichnet, und seine Betreiber (lt. Bahnmitarbeiter "alles Studierte und Besserwisser" ...) spielte heute wieder seine gesamte Intelligenz aus. Der am 02.07.2001 beschriebene Vorfall wiederholte sich exakt so wie dort geschildert! Wieder fährt die RB knapp 20 Minuten verspätet raus, wieder bummelt der RE hinterher, ohne in Osterholz die Chance zum Überholen der RB zu nutzen! Wieder beteuert der Lokführer, dass er nur seine Pflicht tue. Wieder erklären die Zugbegleiter, dass sie von unterwegs ihre Dienststelle anrufen und zu hören bekommen "wir rufen gleich zurück!". Und niemand ruft zurück. Wieder stehen sich Fahrgäste in Bremerhaven-Lehe 45 Minuten lang die Füße in den Bauch, um auf den nächsten Zug nach Cuxhaven zu warten!

Daraus kann ich nur schließen, dass die "Studierten" in der Leitstelle Hannover in ihrer Arroganz und Selbstgefälligkeit einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen, wie der Alltag auf den Bahnhöfen aussieht.
Wo bleibt das "Ohr an der Basis"?
Gibt es ein Vorschlagswesen bei der Bahn?
Werden Mitarbeiter ermutigt, konstruktive Kritik zu üben und Mißstände beim Namen zu nennen, ohne Nachteile befürchten zu müssen?
Werden Beschwerden der Fahrgäste zur Kenntnis genommen?
Ist das Management überhaupt willens etwas zum Vorteil der Reisenden zu ändern?


Derweilen sitzt in ebendiesem Hannover ein Herr Gabriel und will am Sonntag wiedergewählt werden. An die 5000 Pendler-Stimmen wären ihm sicher, wenn endlich mal Druck auf dieses marode Unternehmen ausgeübt würde! Schließlich bezahlt das Land Niedersachsen die Leistung Nahverkehr. Dann sollte man sich nicht scheuen Leistung und Qualität zu überprüfen und bei Bedarf auch einzufordern!

Ich habe bedingt Verständnis bei Störungen, die durch höhere Gewalt verursacht werden. Wobei man durchaus streiten kann darüber, ob nicht bei vereister Oberleitung eine Diesellok einen ICE in den nächsten Bahnhof schleppen kann, statt diesen voll besetzt 16 Stunden lang einfach stehen zu lassen. Der überwiegende Teil der "Störungen" aber ist hausgemacht: Schrott, wo man hinschaut. Loks der DB-Cargo stehen im Fünferpack auf den Gleisen herum, dürfen bei Bedarf aber angeblich nicht verliehen werden. Bisweilen sind mehr Türen defekt als benutzbar, Toiletten dito. Züge fahren nicht nur unterwegs Verspätungen ein, nein, sie können nicht einmal pünktlich bereitgestellt werden! Dafür werden die größeren Bahnhöfe im Minutentakt gewischt und gewienert, als ob es nichts Wichtigeres zu tun gäbe. Am dringlichsten aber scheint mir, dass die Krawattenträger in der Leitstelle ("Das Netz") sich öffnen und bereit sein müssen, die ihnen bekannten Unzulänglichkeiten abzustellen. Mit Hochnäsigkeit, Arroganz und Besserwisserei wird sich die Lage nie zum Besseren wenden.

Ein Wort noch an die Volksvertreter:
Wie wär's denn mit einer Woche DB-Nahverkehrserlebnis, statt ICE, Dienstwagen und Flugbereitschaft? Nur so, zum besseren Verständnis.
Flexibel und mobil soll der moderne Arbeitnehmer sein. Immer mehr wird ihm zugemutet. Diejenigen, die solche Forderungen stellen, sollen dann wenigstens dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz auch erreicht werden kann, ohne dass sich die Betroffenen dabei Magengeschwüre holen!

 23.01.03, 07:22, Bremerhaven-Lehe
RE wird mit 10-minütiger Verspätung in Lehe bereitgestellt. Grund lt. Durchsage Bremsstörung ...

 23.01.03, 07:03, Wremen
RB nach Bremerhaven-Lehe: Druckluft blockiert die Türen; Einsteigen nur mit Gewaltanwendung möglich. Der Lokführer guckt teilnahmslos zu, wie die Fahrgäste an den Türen reissen ...

 21.01.03, 07:22, Bremerhaven-Lehe
RE wird mit 15-minütiger Verspätung in Lehe bereitgestellt. Grund lt. Durchsage Triebwerkschaden ...

 20.01.03, 05:53, Bremerhaven-Lehe
RB wird mit 15-minütiger Verspätung in Lehe bereitgestellt. Grund unbekannt ...

 16.12.02, 05:30, Wremen
Heute war für die Bahn AG der Tag X. Auch für ihre Kunden schlug die Stunde der Wahrheit. Die Einführung des neuen Fahrplans -mit den gewohnten Verschlechterungen für Pendler- ging diesmal einher mit den von Bahnmanagern hochgelobten, "neuen Preise mit System". Damit wird nun endgültig jede Fahrt zum Schnäppchen, zumindest für Frühbucher, Familien, Großgruppen und Bahncard-Besitzer, glaubt man den Ausführungen der Erfinder.
Na, denke ich, wenn das so ist, dann kannst Du mit Deiner lieben Frau ja mal den Jahreswechsel in Tirol verbringen.
Also, ab ins Internet zur Bahn.de und ein Sparticket buchen. Bislang kostete so ein "Super-Sparpreis-Ticket" 120 D-Mark, damit konnte ein Erwachsener innerhalb Deutschlands hin und zurück reisen, egal von wo nach wo.
Drei Wochen vor dem Reisetermin sollten allemal ausreichen, einen Spar-Fahrschein zu erhalten, zumal ein Wochenende zwischen Hin- und Rückfahrt liegt. Nach der Eingabeorgie, man muss sich bekanntlich auf eine ganz bestimmte Verbindung für die Hin- und Rückfahrt festlegen, sehe ich die Buttons "Hin- und Rückfahrt nicht mehr verfügbar", "Normalpreis buchen", "immer verfügbar" (mit grünem! Häkchen) und schließlich den Preis: 327,90. Nicht D-Mark, sondern Euro! Dafür kann ich mich eine Woche irgendwo in die Sonne legen, mit Flug und allem Drum und Dran.
Weil ich das Ergebnis des elektronischen Buchungsautomaten anzweifele, gehe ich tags darauf ins Bremer Reisezentrum der Bahn und will dort buchen. Und wie denken Sie, ging die Geschichte aus? Nach 15-minütiger Wartezeit und langem hin-und-her-eiern des Servicemenschen und seinem Versuch, mir eine Fahrt in der 1. Klasse anzuschwatzen, bleibt es dabei: Normalpreis ja, sonst nein.
So viel zum "neue Preise mit System" und meinen (Fern)Reiseplänen mit der Bahn.
Es stellt sich die Frage: Gibt es überhaupt ein Kontingent? Wer kann dies überprüfen? Oder herrscht hier nichts als die reine Willkür?

Doch zurück zum Thema. Weil heute mit dem neuen Fahrplan der Regional-Express um 15:52 Uhr ab Bremen ersatzlos gestrichen wurde, verlängere ich halt meinen Arbeitstag um eine Stunde und nehme den RE um 16:53. Der fährt pünktlich 10 Minuten zu spät ab. "Ja", meint der Zugbegleiter auf meine Bitte, dass ich gerne den Anschluss nach Cuxhaven erreicht hätte, "den kriegen Sie noch."
Die Bremerhavener Taxifahrer dürften sich heute Abend gefreut haben: Sie brachten die ca. 60 Reisenden, die Richtung Cuxhaven wollten, schließlich an ihre Reiseziele. Die RB nach Cuxhaven war diesmal nicht weg, sondern fuhr erst gar nicht! Einer dieser Uralt-Dieseltriebwagen hatte wohl die Schnauze endgültig voll und still für sich beschlossen, keinen Meter mehr für diese Bahn zu fahren: Exitus! Ersatz steht kurzfristig nicht zur Verfügung für solche Fälle. Braucht auch nicht, denn mit dem Fahrschein erhält der Inhaber nur das Recht von A nach B befördert zu werden.
Und die Bahn bestimmt, wann dies geschieht und wie!
Wie praktisch!

 26.09.2002, 16:00, Bremen Hbf
Wer kontrolliert eigentlich die Zugbegeleiter bezüglich Einsatzfreude, Verhalten und Motivation?
Dem Anschein nach niemand. Wie sonst ist es zu erklären, dass immer dann, wenn bei Verspätungen Fahrgäste den Grund der verzögerten Abfahrt erklärt haben oder Fragen bezüglich der Erreichbarkeit von Anschlüssen stellen möchten, just keine Kontrolle stattfindet und damit kein Bahn-Angestellter im Zug ansprechbar ist?
Wäre auch zu viel verlangt, weil mit Arbeit verbunden, mit dem Handy kurz nachzufragen und den Fahrgästen das Ergebnis mitzuteilen!
Sonst, wenn zufällig mal eine Fahrt normal verläuft, werden süßliche Belanglosigkeiten ohne Ende per Lautsprecherdurchsage verbreitet. Dann, wenn's angebracht wäre, herrscht Totenstille!

 05.11.2001, 05:39, Haltepunkt Wremen
Ich liege mit eingeklemmtem Bein im verdreckten Mittelflur des Triebwagens. Nachdem die Türe beim Einsteigen sich nur unter extremer Kraftanwendung einen Spalt breit öffnen ließ so dass ich mich durchzwängen konnte, schließt sie sich auch schon wieder. Es gelingt mir schließlich mein Bein zu befreien.
Da Zugbegleiter auf dieser Strecke neuerdings eingespart werden und ich nicht den Eindruck hatte, dass der Lokführer den Vorfall bemerkt hat, kann ich nur noch feststellen: Was muß noch alles geschehen, bevor die Bahn AG aufwacht!? Es ist ganz einfach unverantwortlich, mit derartigem Schrott den Nahverkehr Bremerhaven - Cuxhaven zu bedienen, noch dazu ohne Zugbegeleiter!

Beim Umsteigen am Bahnhof Lehe spricht mich der Lokführer, der den Vorfall doch bemerkt hatte, von sich aus an. Er entschuldigt sich bei mir und erklärt, dass sich ohne sein Zutun die Türen geschlossen hätten, dass dieses Problem bekannt sei und er die ganze Nacht versucht hätte, dies zu beheben. Ich halte ihm erregt vor, dass ich diese Bahn zum Kotzen finde. Wir sind uns einig, dass der Bahnbetrieb, so wie er sich momentan darstellt, eine Zumutung für den Bahnkunden ist.

Ich nehme seine Entschuldigung an, immerhin eine menschliche Regung in einem unmenschlichen Betrieb.
-pv

 April 2000
Mehr schnelle Züge zwischen Bremen und Bremerhaven ...

Toll! Pendler's Traum geht endlich in Erfüllung. Weniger Halte, kürzere Fahrzeiten, Anschlußzüge warten abfahrbereit, moderne Fahrzeuge (Werbung DB Regio AG). Wow! So viel auf einmal, und so schnell? Man reibt sich erstaunt die Augen, glaubt zu träumen: Stundentakt, kein Gedränge mehr auf dem Bahnsteig, nie mehr Stehen im Zug oder auf einen Anschlußzug warten ...

Jetzt müsste sich die Bahn AG nur noch an den Fahrplan halten und pünktlich verkehren.

Der aufmerksame Leser stutzt spätestens dann, wenn er die Gültigkeitsdauer des neuen Fahrplans liest: 28. Mai bis 4. November 2000. Warum gerade der 4. November, wo die Pläne sonst ein Jahr gelten? Und, beginnt nicht im Juni die EXPO 2000 in Hannover? Schämt man sich etwa vor den Gästen aus aller Welt und präsentiert deshalb den neuesten doppelstöckigen Regionalexpress?

Aus der Traum. Ab November dann, wenn der EXPO-Rauch sich verzogen hat, wieder business as ususal. Doppelstöcker raus, RE's streichen und dafür kein IR mehr. Trotzdem werde ich bis November geradezu lustvoll pendeln. Danke, EXPO!
-pv

  Moderne Regionalbahn Bremerhaven - Cuxhaven
Thema: Welche Türe nehmen wir denn heute?
Die Bahn macht Ernst mit der Modernisierung! Seit kurzem verkehrt an Stelle der alten Züge ein noch älterer Diesel-Triebwagen auf der o.g. Strecke.
Über die Herkunft des Triebwagens wird man spätestens beim Betrachten des Regionalnetzplans NRW (Ruhrgebiet) aufgeklärt, der an den Wänden im Einstiegsbereich der drei Wagen pappt. Da hat man also flugs den Schrott, den man dem anspruchsvollen Kölner Fahrgast nicht mehr zumuten mochte, in unseren Raum verschoben!

Vollends zu Recht! Denn wenn im Ruhrgebiet die Fahrgäste jeden Tag rätseln müssen, an welcher Türe sie ein- und aussteigen können dann hagelt es vermutlich Beschwerden. 

Die Verantwortlichen der Bahn AG trauen der Wurster Bevölkerung also eine hohe Leidensfähigkeit zu, sonst hätte man diesen Triebwagen ausgesondert, statt ihn hier in unserer Region einzusetzen. Nebenbei bemerkt stellen nicht funktionsfähige Türen im Notfall ein großes Risiko für den Fahrgast dar. Aber die Bahn ist ja sicher, das weiß man spätestens seit Eschede ...
-pv

 


 
BESCHWERDE EINES BAHNFAHRERS
DER ZUSTAND DER BAHN AG ANFANG DES JAHRES 2000

Vorwort
Dieser Bericht entspricht den Tatsachen und beinhaltet keine Schilderungen aus zweiter Hand. Der Schauplatz meiner Beschreibung beschränkt sich auf die Strecke Wremen - Bremen. Er beschreibt ausschließlich eigene Erfahrungen und Erlebnisse. Der Anteil der DB im VBN ist, vorsichtig ausgedrückt, dringend verbesserungsbedürftig.

Der Pendler
Ein bedauernswertes Individuum, besonders wenn er im Landkreis Cuxhaven beheimatet ist und auf die Dienste der Bahn AG angewiesen ist.

Die Bahn AG
Meiner Einschätzung nach ein abgewirtschafteter, träger, von überwiegend unfähigen Managern geführter Großbetrieb, der längst Konkurs anmelden müßte, wenn, ja wenn da nicht diese fatale Abhängigkeit der Kundschaft von dem Transportmonopolisten wäre. Die Tatsache, dass z.B. Nahverkehrszüge rappelvoll sind, wird möglicherweise vom Unternehmen Zukunft falsch interpretiert, frei nach dem Motto: Volle Züge, gute Arbeit! Irrtum! Wenn auch nur der Hauch einer Alternative für die gebeutelten Kunden in Sicht wäre, Lok- und Zugführer wären auf allen Strecken unter sich.

Die Politiker
Diese stellen zwar vollmundig Forderungen an die Arbeitnehmerschaft bezüglich der Mobilität, verschließen aber gerne die Augen davor, ob und wie diese Forderungen umgesetzt werden können. So sind z.B. zwei Stunden Fahrzeit pro Weg durchaus zumutbar, um den Arbeitsplatz zu erreichen. Einen Spitzenplatz in dieser Liga nimmt der OKD Höppner ein mit seiner beharrlichen Weigerung, Cuxland in den VBN zu integrieren. Herzlichen Glückwunsch zu so viel Standfestigkeit!

Die Realität
Mit jeder Fahrplanänderung fahren immer weniger Züge zu immer ungünstigeren Zeiten. Letztendlich droht die Streckenstillegung. Ein gut ausgelasteter Nahverkehrszug ist vergleichbar mit dem Inhalt einer Heringskonserve: Dicht gedrängt im eigenen Saft. Nun könnte man annehmen, dass dieser mißliche Zustand die Verantwortlichen der Bahn AG auf die Idee brächte, den aus vier bis fünf Wagen bestehenden Zug mit zwei, drei weitern zu verlängern, um die Situation zu entschärfen. Im Gegenteil, es wird praktisch gedacht: Man braucht die defekten Heizungen nicht zu reparieren, das Transportgut selbst sorgt für die nötige Wärme. Und, mal ehrlich, wo läßt es sich besser kuscheln als in einem Wagen der Bahn auf dem Weg nach Hause? Wenn sich die Zwischentüren nicht mehr schließen lassen, Raucher und Nichtraucher eine tolerante Masse bilden, da kommt Stimmung auf!

Über den Charme, den die veralteten Nachkriegs-Waggons ausstrahlen, braucht auch nicht weiter diskutiert zu werden. Es reicht nach Ansicht der Bahn völlig aus, wenn in den Ballungszentren und im Fernverkehr moderne Züge eingesetzt werden. Wo liegt Cuxhaven überhaupt?

Pünktlichkeit ist auch kein Thema für die DB. Aber so weit, dass die allgegenwärtige Unpünktlichkeit planbar wird, will die Bahn wieder nicht gehen. Wäre ja noch schöner: Timen, einsteigen und losfahren! Wo bleibt da der Thrill, das Abenteuer?

Bremen Hauptbahnhof: Einige Fahrgäste dürften das Verlassen des Bahnsteiges wegen einer Durchsage, der Zug habe leider 20 Minuten Verspätung, nachträglich bedauern. Diejenigen, die die Wartezeit zum Kaffeetrinken genutzt haben, durften nach dem Wiedererscheinen auf dem Bahnsteig die vollzogene Abfahrt ihres Zuges zur Kenntnis nehmen. Pech, denn der Zug kam doch schon nach fünf Minuten Verspätung, von einer entsprechenden Durchsage nichts zu hören. Da kann man nur sagen, so geht's nicht, liebe Fahrgäste! Wer nicht willens ist, ein halbes Stündchen zusätzlich vor Ort auf einen Zug zu warten, hat auch keinen Anspruch darauf, mitgenommen zu werden!

Auch die 25-Minuten-Päuschen zwischendurch auf freiem Feld, um mal eben eine Lok zu wechseln, sind durchaus als Service zu verstehen. Wann nimmt der Bahnkunde sonst schon Kenntnis von der ländlichen Topographie im Landkreis Osterholz, oder nimmt sich die Zeit, den Bahnhof Lübberstedt en detail zu studieren? Selbst so triviale Vorgänge wie das Aussteigen gestalten sich mitunter zu einer Fußreise durch den halben Zug, bis man eine noch funktionierende Türe findet, durch die man auf den rettenden Bahnsteig flüchten kann. Immerhin werden diese Türen mit vorgefertigten Schildern beklebt, die auf die eingeschränkte Ein- und Ausstiegsmöglichkeit hinweisen. Schrott allerorten.

Bremerhaven-Lehe, 6:14 Uhr, an die Hundert wartende Pendler: Der morgendliche Interregio, der von hier aus eingesetzt wird, kommt erst gar nicht aus dem Startloch. Mit 25 Minuten Verspätung rollt er endlich in den Ausgangsbahnhof. Grund unbekannt, wahrscheinlich Stellwerkcomputer oder -personal Hannover.

Bremerhaven-Lehe, 6:14 Uhr: Wagen 8 des Interregio ohne Licht und Heizung. Warum wird der Wagen mitgeschleppt?

Streckenfahrplan, gültig ab 30. Mai 1999.
Bremerhaven Hauptbahnhof, 18:35 Uhr: Der SE nach Cuxhaven fährt fahrplanmäßig ab.
Bremerhaven Hauptbahnhof, 18:37 Uhr: Der RE aus Bremen läuft fahrplanmäßig ein. Natürlich mit Fahrgästen, die in Richtung Cuxhaven gerne Anschluß gehabt hätten!
Ganze zwei Minuten liegen dazwischen!
Der nächste Anschluß nach Cuxhaven: IR um 19:51 Uhr!!! Ignoranz, Schlamperei, betriebliche Notwendigkeit?

Um Verniedlichungen, Beschönigungen und sonstige Ausreden hingegen ist die Bahn AG nie verlegen. Gut geschult, schwafeln die Zugbegleiter von Betriebsstörungen, "außerplanmäßigem Halt", immer begleitet mit der "Bitte um Verständnis". Nein, mein Verständnis ist endlich. Psychologisch geschickt, von Stammkunden längst durchschaut, die Vor-Vorankündigung eines Zuges: Ist abzusehen, dass ein Zug nach der planmäßigen Abfahrtszeit einläuft, erfolgt die 1. Ankündigung der Einfahrt. Der wartende Fahrgast ist erst mal beruhigt, der Zug kommt ja gleich. Erst kurz vor der tatsächlichen Einfahrt, nach weiteren fünf Minuten Wartezeit, ist dann die zweite Ankündigung zu vernehmen.

Aber es menschelt auch hin und wieder. Wenn wieder mal Großalarm angesagt ist, sprich: wenn nix mehr geht, dann verkneifen sich die Zugbegleiter schon mal den Kontroll-Rundgang, der sonst immer so schick-forsch durchgezogen wird, wohl aus Angst vor Pöbeleien der genervten Fahrgäste. Die absolute Spitzenleistung in puncto Fahrgastver*schung erbrachte unlängst ein Zugbegleiter eines Stadtexpresses bei Fahrtende Bahnhof Lehe: " ... wir verabschieden uns von Ihnen und hoffen, sie bald wieder an Bord begrüßen zu dürfen!". "An Bord", das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen! In dem versifften Rappelzug!

Fahrgäste, die gewöhnlich morgens am Bahnhof Lehe zusteigen, gehen besondere Risiken ein, wenn sie Wert auf pünktliche Ankunft an ihrem Reiseziel legen. Zu den Spezialitäten des Versorgers gehört nämlich, dass ab und an schon mal ein Zug durchfährt ohne anzuhalten, sei es, weil der Lokführer noch pennt, übellaunig oder in Eile ist. Egal, es bleibt eine traurige Tatsache.

Apropos Spezialitäten: Beliebt ist neuerdings die Umwidmung von Zügen. Bei dieser Variante wird der Zug fahrplanmäßig als RE (Regionalexpress) ab Bahnhof Bremerhaven-Lehe verspätet(!) eingesetzt, und schwupps, am Bremerhavener Hauptbahnhof wird dann aus dem RE ein SE (Stadtexpress) mit gravierenden Folgen für Fahrgäste, die auf einen Anschlußzug angewiesen sind oder ihren Flieger erreichen wollen. Für Unkundige: Ein RE hält zwischen Bremerhaven und Bremen nur in Osterholz-Scharmbek und ist entsprechend schnell, ein SE dagegen pausiert an jeder Kanne. Doch damit nicht genug: Die Umwidmung mit der dazu gehörenden Verspätung wird noch getoppt mit einer weiteren 20-minütigen Zwangspause: Eine Schulklasse samt Betreuer fehlt, auf die müsse man noch warten. Da sage noch einer, die Bahn habe kein Herz!

Zum Thema Schulklassen fällt mir noch etwas ein: Normalerweise sind Platzreservierungen in Nahverkehrszügen verständlicherweise nicht möglich. Wie es gewisse Lehrer dennoch schaffen, ganze Wagen zur Hauptverkehrszeit am Nachmittag für Schulkinder zu reservieren, bleibt mir rätselhaft. Die vom Arbeitstag geschlauchten Pendler dürfen stehen, damit die Kinder und deren Betreuer -nach einem fröhlichen Weihnachtsmarktbummel- sitzen können! Das verstehe, wer will. Auf jeden Fall bezeichnend für die vorherrschende Ignoranz und Egoismus - vielleicht sogar eine bewußte Message der Lehrer an die Kids: "Seht her, so macht man das".

Bremerhaven Hauptbahnhof: Den letzten Schrei in Sachen Pünktlichkeit stellt das schlichte "Nicht Abfahren" von Zügen dar. Sie haben richtig gelesen. Man läßt Fahrgäste um 16:30 Uhr erst in den SE nach Cuxhaven einsteigen und dann im Dunkeln und in der Kälte sitzen. Zehn Minuten nach der planmäßigen Abfahrt kursieren erste Gerüchte unter den Fahrgästen, dass dieser Zug nicht abfährt. Offenbar gab es Augen- oder Ohrenzeugen dafür, dass der Zugführer sich kurzfristig krank gemeldet und den Zug verlassen hat. Ob wirklich krank, oder um dem Arbeitgeber eins auszuwischen, sei dahingestellt. Zum Glück gibt es aufmerksame Fahrgäste, die ihre Leidensgenossen im Zug informieren, denn das Unternehmen ist diesbezüglich völlig unsensibel. Es brilliert eher mit Schweigen und Vertuschen: Der bedauernswerte DB-Mitarbeiter, der den erbosten Fahrgästen in aller Eile den Taxigutschein ausstellte, mußte sich noch einem Vorgesetzten gegenüber rechtfertigen, wie er dazu käme, den Passagieren den wahren Grund der "Betriebsstörung" mitzuteilen. Als ob die Fahrgäste nicht Augen und Ohren hätten! Ein Standby-Zugbegleiter pro größerem Bahnhof wäre ja der schiere Luxus und ökonomisch nicht zu vertreten.

Das schlimmste aber ist die Ohnmacht, das Gefühl des Ausgeliefertseins an den Monopolisten. Das Gefühl, dass auch der tägliche Stau ab Bremen Burglesum keine Alternative sein kann, sollte man mit dem Auto liebäugeln. Kein Anprechpartner in der Nähe, an den man sich wenden könnte mit all dem Frust. Es ist eben nicht wie beim Bäcker. Wenn ich da keine Schwedenbrötchen kriege, kaufe ich sie halt in Zukunft anderswo.

Also, was tun?

Schreiben an die Bahn AG? Lachhaft! Was die wohl mit den zig-tausend täglich eingehenden Protestschreiben machen - klar doch: File 13, der Papierkorb. Bleibt ja unter uns. Bezeichnend für die Denkweise des Vorstandes ist das Verhalten des künftigen Vorstandsvorsitzenden Mehdorn, dessen erste Amtshandlung im Entfernen der Unpünktlichkeitstafeln  aus den Bahnhöfen bestand! O-Ton: So schlecht ist die Bahn nicht, wie sie dargestellt wird! Signal an die Kundschaft: Auch in Zukunft wird sich nichts ändern!

Schreiben an die Politiker? Hätte nicht einmal zu Wahlzeiten Aussicht auf Erfolg.

Die Medien auf die Mißstände hinweisen? Welche Zeitung hat den Mut zur Wahrheit, der "SPIEGEL" ausgenommen? Selbst wenn sich ein Redakteur fände: über dem drohnt bekanntlich immer der Verleger, und der hat vielleicht ganz andere Interessen als die Quengeleien von 5000 Pendlern über den Service der Bahn AG zu veröffentlichen.

Leserbrief? Wie soll man das in zehn Zeilen packen?

Bleibt die Veröffentlichung im Netz!
Auf jeden Fall auf den eigenen Seiten; Zusätzlich werde ich versuchen, bei DER-NORDEN.DE ein Dauer-Diskussionsforum einrichten zu lassen, an dem sich, sollte es realisiert werden können, hoffentlich viele LeidengenossInnen beteiligen werden.
Ich könnte jeden Tag ein Horror-Döntje  aus dem Pendleralltag beisteuern. Der geneigte Leser soll hier weder überfordert, noch soll ihm der Appetit genommen werden. Er soll Verständnis für die Situation derer aufbringen, deren Arbeitsplatz nicht um die Ecke angesiedelt ist. Für mich persönlich ist leider festzustellen, dass mich sieben Jahre berufsbedingtes Pendeln nach Bremen stark verändert hat. Das kann auch der Sport, dem ich leidenschaftlich anhänge, nicht mehr ausgleichen.

Es darf gefragt werden: 
  • Hat die DB nach der Privatisierung noch einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen oder nicht? 
  • Ist das miese Image der Bahn AG noch steigerungsfähig? Was muß noch passieren, damit es endlich zu Verbesserungen kommt? 
  • Schauplatz dieser Schilderung ist Deutschland, eine der führenden Industrienationen, nicht in irgend einem Dritte-Welt-Land. Eine Schande? 

  • Warum gelingt z.B. der EVB auf der Strecke nach Hamburg mühelos, was der Bahn AG nicht gelingen will?
  • Wozu hängen Fahrpläne aus, wenn die Bahn AG sich nicht daran hält? 
  • In wie weit hat der Landkreis mit Schuld daran, dass sich der Nahverkehr in unserer Gegend so desolat und unterentwickelt darstellt? 
  • Kann es politisch erwünscht sein, dass noch mehr frustrierte Pendler das Auto benutzen? 
  • Wann endlich wird dieses Problem als solches erkannt und ernst genommen? 

  • Der Zeitpunkt ist abzusehen, wann der erste Pendler ausrastet und als Amokläufer in einem Nahverkehrszug Premiere feiert!
Das Maß ist übervoll!

Ich fordere für den Gegenwert meiner Monatskarte von der Bahn AG oder Betreiber

  • einen bedarfsgerechten Fahrplan zwischen Bremerhaven und Bremen in modernen und schnellen Triebwagen, realisiert im Wechsel zwischen RE und SE, sowie zeitlich abgestimmte Anschlußverbindungen in Richtung Cuxhaven 
  • einen Pendelverkehr mit modernen Dieseltriebwagen zwischen Bremerhaven und Cuxhaven, sowie 
  • den Ausbau der Strecke nach Cuxhaven und nicht zuletzt 
  • Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit 
Peter Valentinitsch
18. Dezember 1999