Last updated: 17.05.2003

Fußballer - die besseren Läufer?


Also geändert hat sich bei mir seit dem Marathon vor zehn Jahren eigentlich nix. Es ist höchstens etwas gewachsen, nämlich die Erkenntnis, dass ich gar kein Läufer bin.
Ich flaxe beim Laufen ja laufend, dass ich als untersetzter italienischer Danny DeVito-Typ wahrscheinlich bei einer Sportart wie Ringen oder Gewichtheben besser aufgehoben wäre. Tief im Innersten meines Herzens -ehrlich- bin ich aber weder Läufer noch Gewichtheber.
Tief im Innersten meines Herzens bin ich Fußballer. Vom Kopf her mache ich diese ganze Lauferei nur, um beim nächsten Spiel fit zu sein. Mental laufe ich also nicht als Läufer sondern ich laufe als Fußballer!

Das mag nun für einen Zehnjahresrückblick "Marathon 1988" so wenig ergiebig sein, wie es scheinbar für den aussenstehenden Leser völlig "Banane" ist. Doch Obacht, Banane ist es eben nicht! Zeigt es uns doch erstens: Auch Fußballer können -wenn sie es wollen und sich Mühe geben- sehr lange Strecken mehr oder weniger schnell geradeaus laufen. Wichtiger aber zweitens: Der Fußballer ist eine ganz besondere Spezies von Läufer!

Da sind ja Typen unterwegs!

Diese Fußballerspezies unterscheidet sich z.B. von den "wassergeldsparenden Sauberläufern", die nur laufen um anschliessend günstig in der Turnhalle duschen zu können, den "Familiendavonläufern", weil einmal am Tag braucht man seine Ruhe, oder von den esoterischen Gattungen der "Alterungsprozessentgegenläufer", die wie die "Gewichtsreduktionsbewegten", die "Libidosteigerungsaktiven" und "Wohlfühlgefühlnachrenner" immer einen grossen Unterhaltungswert auf der Strecke beizusteuern haben. Schöner sind da fast nur noch die "Outfitpräsenter", vor allem wenn es sich dabei um schöne Körper und nicht um Ballonseide handelt, sie also wirklich etwas zu präsentieren haben!
Die Aufzählung ließe sich beliebig fortführen und es bietet sich geradezu an, das Thema "Läufertypen" mal wissenschaftlich seriös aufzuarbeiten.

Fußballerläufer sind anders
Fest steht aber schon jetzt: Der Fußballerläufer hat mit diesen ganzen therapeutischen Beweggründen "sich zu bewegen" aber auch gar nichts am Hut. Fußball spielt man nicht, um irgendeine Art Gleichgewicht oder Einklang von Körper, Geist und Seele zu erlangen, der prä-senilen Bettphase zu entrinnen und auch nicht weil man abzunehmen gedenkt und sich auf die Bikini-Saison vorbereiten will. Der Fußballer will siegen!

Fußball ist ein Spiel bei dem es darum geht, mehr Tore zu schiessen als der Gegner ! Fußball ist ein Kampfspiel !
Kampf ist Alltag und deshalb ist laufen für einen Fußballerläufer - Alltag. Laufen ist für mich Alltag. Im Alltag halte ich mich laufend fit. Ich nehme laufend ab und laufend zu. Ich laufe, wenn ich fröhlich bin aber auch wenn ich traurig bin. Vor wichtigen Entscheidungen - laufe ich. Nach wichtigen Entscheidungen - laufe ich auch. Es regnet, ich laufe. Schönes Wetter, die Sonne scheint, es wird gelaufen. Es ist Montag, Mittwoch oder Freitag, warum sollte ich nicht kurz eine Runde laufen. Karin möchte walken, ich laufe natürlich - nicht! Habe ich viel Zeit, laufe ich - langsam. Habe ich keine Zeit, laufe ich - schnell. Vor einem schönen Essen, schnell noch ein paar Kilometer laufen. Nach einem schönen Essen - jetzt erst recht! Raus auf die Piste. Die Familie möchte eine Radtour machen -kein Problem- sie fährt, ich laufe nebenher. Manchmal geht es mir vorm laufen richtig mies, manchmal erst hinterher. Das schönste am Laufen ist das Duschen danach, ich dusche aber auch ohne vorher zu laufen - manchmal.

Sport treiben oder Leben wie Flasche leer!?

Laufen ist für mich als Fußballer keine Religion oder Weltanschauung. Laufen ist total normal. Alltag eben. Bisher hat mir das Laufen wenig geschadet, denke ich. Vielleicht hats sogar irgendwas genützt!? Ob denn noch Zeit für andere Dinge bleibt? Aber hallo! Ich verliere beim Laufen doch keine kostbare Zeit, sondern ich gewinne Lebensqualität und Energie für all die andern Sachen, die im Leben Freude machen (Familie, Arbeit, Fußball im Fernsehen zum Beispiel!). Und wenn das Laufen mir keine Freude mehr macht, dann schwimme ich oder fahre Rad oder mähe unseren Rasen einmal mehr in der Woche und ärgere den Maulwurf. Langweilig wird es schon nicht werden. Wie immer ich aber meinen "kämpferischen Alltag" gestalte, um es mit einem Zitat des wenig berühmten englischen Landsmannes Mr. Church Hill zu sagen, "Never without sports!"
So, ich haben fertig!

Ach Renate, bevor ich ins schwafeln komme, wie war noch gleich Deine Frage ???
Arno Zier