Last updated: 17.05.2003 Fahrradtypen gibt es zur Verwirrung des Käufers fast ein Dutzend. (Bike=bicycle, engl. Fahrrad). Vom All-Terrain-Bike über Cross-, City-, Hybrid-, Trekking-, OffRoad-, Mountain-, Touring-, Micro- und Sport-Bike bis hin zum Rennrad reicht die Angebotspallette. Industrie und Werbung scheuen keine Mühe, wenn es darum geht, unter vornehmlich englischen Bezeichnungen einen Rahmen mit zwei Laufrädern und Lenker an die Frau/Mann zu bringen. Welches Fahrrad ist nun das richtige? Um diese Frage beantworten zu können, sollte vor dem Kauf der geplante Einsatz überlegt werden. Will ich mit dem Fahrrad auf Tour gehen und Zelt und Gepäck mitnehmen? Oder im Urlaub auf Forstwegen herumgondeln? Will ich die täglichen Einkäufe erledigen oder bin ich ausschließlich sportlich ambitioniert? Hier eine Übersicht der wichtigsten Radtypen und deren Vor- und Nachteile. All-Terrain-Bike / Mountainbike Reines Sportgerät für die Freizeit. Hat einen kleinen Rahmen, dicke Bereifung und besitzt nicht den leichten Lauf eines Rennrades, ist dafür aber extrem widerstandsfähig und auf sehr schlechten Wegen sowie im Gelände einsetzbar. Trekking-Rad / Citybike Zwitter aus Sportrad und ATB. In vielen Variationen erhältlich, stellt es den Fahrradtyp dar, der heute am meisten gekauft wird. Optisch herausgeputzt (black is beautiful), vielseitig einsetzbar, mit leichtlaufenden 28" Rädern ausgestattet, bedingt geeignet für Fahrten im Wald und im Gelände, gut geeignet für normale Straßenverhältnisse. Diese Räder besitzen nicht mehr die Billigausstattung der 300-Mark Hollandräder vergangener Jahre, dafür überschreiten sie schon mal die 1000-Mark Preisgrenze. Eine Variante stellt das Trekking-Reiserad dar. Es ist speziell für Radtouren geeignet und dafür ausgestattet (langer Radstand, Cantileverbremsen, größerer Nachlauf, stabile Gepäckträger, wahlweise wartungsarme Nabenschaltung und Kettenschutz). Sportrad / Rennsportrad Ein Fahrrad herkömmlicher Art für den Alltag. Liegt nicht mehr im Trend. Geeignet für Fahrten in der Stadt oder zum Spazierenfahren auf guten Wegen. Rennrad Bedingt alltagstauglich, meist nicht der StVZO entsprechend ausgestattet (u.a. fehlende Beleuchtung), stellt es ein reines Sportgerät für den Hobbysportler und Radtouristikfan dar. Mit einem Gesamtgewicht um die zehn Kilogramm und darunter, Hochdruckbereifung und qualitativ hochwertiger Verarbeitung, besitzt es die weitaus besten Laufeigenschaften aller Räder, allerdings nur auf guter Straße. Preise nach oben hin offen. Fanatiker kaufen kein Rad von der Stange, sondern lassen an den maßangefertigten Rahmen die "Gruppe" ihrer Wahl montieren und zahlen dafür fast jeden Preis. Nichtfanatiker erhalten für runde 1500 bis 2000 Märker ein allen Anforderungen gewachsenes Sportgerät! vor einem Kauf ist unbedingt auf die Ermittlung der richtigen Rahmengröße zu achten. Das gilt für jeden Fahrradtyp! Wenn Sie je über ihr "unbequemes" altes Fahrrad geschimpft haben, dann war meist die falsche Rahmengröße der Grund. Gute Händler haben ein "Dummy" mit verstellbarer Geometrie im Laden, mit dem die richtige Rahmengröße und Position ermittelt wird. Mit Hilfe dieser Werte erhalten sie ein Fahrrad, das auf ihren Körperbau zugeschnitten ist. Nicht nur auf die richtige Rahmenhöhe kommt es dabei an, sondern auch auf den richtigen Abstand zwischen Sattelspitze und Lenker, der durch die Vorbaulänge, eventuell auch durch horizontales Verschieben des Sattels, geregelt wird. Auch der Abstand zwischen Sattel und Pedal, durch die Rahmenhöhe bereits grob vorgegeben und feinregulierbar durch die Länge der Sattelstütze, spielt eine große Rolle für ihr späteres Befinden auf der Neuerwerbung. Ausstattung Ist nun die richtige Rahmengröße ermittelt, dann kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Einzelne Teile, sollten sie sich als unbequem oder sonstwie ungeeignet erweisen, können später ausgetauscht werden (z.B. Sattel, Lenker). Normen Allerdings ist bei Nachrüstaktionen Vorsicht geboten, denn nicht alles paßt zu allem. Der Fahrradsektor ist (immer noch) mit einer unnötigen Normenvielfalt belastet. So gibt es z.B. eine italienische, französische und britische Norm allein beim Tretlagergehäuse. Rahmen Der Rahmen samt Gabel ist das tragende und wichtigste Element eines Fahrrades. Außer auf die richtige Größe wird man hier besonders auf Qualität achten. Gefertigt werden Rahmen aus dünnen Rohren verschiedener Materialien (Stahllegierungen, Aluminium, Titan, Carbon usw.) in maschineller Fabrikation oder Handarbeit (vom Maestro selbst). Am Rahmen sollten die wichtigsten Anlötteile vorhanden sein, u.a. Seilzugführungen, Flaschenhalterung(en), Umwerfer- und Schutzblechbefestigung, evtl. Halterung für Gepäckträger, je nach Einsatzart. Achten Sie auf die Qualität der Lackierung, sonst bildet sich schon nach kurzer Zeit Rost an Rahmen und Gabel. Das gleiche gilt für die Speichen, sie sollten aus Nirosta-Edelstahl sein. Ein guter Rahmen ist sauber grundiert und im Mehrschichtverfahren lackiert. Bereifung Auch diese Frage verdient Beachtung, allerdings mehr beim Kauf eines Rennrades. Hier herrscht immer noch ein Glaubenskrieg: Schlauch- oder Drahtreifen. Der Schlauchreifen ist, wie ein Gartenschlauch, rundum geschlossen und innen mit einem eingenähten Butylschlauch versehen. Er wird auf eine spezielle Felge mit Kleber oder Klebeband aufgeklebt. Vorteile: schneller Wechsel bei Defekt, runder Lauf (bei teuren Reifen), leichtes Gewicht, geringer Rollwiderstand durch hohen Reifenluftdruck (bis zu 10 Bar!). Nachteile: hoher Preis, nicht oder nur schwer reparierbar nach einem Defekt, mögliches Ablösen des Reifens bei Dauererhitzung der Felge (z.B. vermehrtes Bremsen bei Fahrten im Gebirge). Der Drahtreifen hingegen besteht aus zwei Teilen, dem Schlauch (Innenleben, reparierbar) und der Decke. Er wird nicht geklebt, sondern vom "Horn" der Felge gehalten, wenn der Reifen unter Druck steht. "Drahtreifen" deshalb, weil an den Rändern der Decke ein Stahldraht (oder Kevlar, dann paßt der Ersatzreifen gefaltet in die Tasche!) eingearbeitet ist, der den Reifen auf der Felge festhält. Einziger Nachteil im Vergleich mit dem Schlauchreifen: die Reparatur unterwegs dauert etwas länger, was aber kaum eine Rolle spielt, da die Drahtreifen durch eingearbeitete Protektoren aus Kevlar- oder Stahlgeflechten unter der Lauffläche weitgehend pannensicher sind! Ansonsten nur Vorteile: geringes Gewicht, runder Lauf, preiswert und sicher. Der Grund, warum man sich vor dem Kauf für die eine oder andere Art entscheiden muß, liegt an der unterschiedlichen Felgenbauart. Und ein Umstieg später ist immer mit dem Austausch der kompletten Laufräder (Felge, Speichen und Nabe!) verbunden. Sattel Auch hier irrt der Laie, wenn er glaubt, je breiter und weicher der Sattel desto bequemer das Fahren. Das mag stimmen für Ausflüge, die über 20 Kilometer nicht hinausgehen. Für längere Strecken ist ein schlanker Sattel (Rennsattel) sehr zu empfehlen, allerdings in Verbindung mit Radlerhose und Ledereinsatz. Für empfindliche Naturen gibt es Gel-Sättel und/oder gepolsterte Hosen, die den berüchtigten "Wolf" verhindern helfen. Kette Hält, je nach Pflege und Beanspruchung, bis zu 2000 Kilometer. Danach ist sie meist so gelängt, daß die Weiterverwendung erhöhten Verschleiß an Kettenblatt und Zahnkränzen verursacht. Höchste Zeit für den Wechsel ist dann, wenn unter großer Belastung beim Treten die Kette "springt", ein deutlich hörbarer Vorgang! Ursache für Kettenspringen kann auch ein abgenutzter Zahnkranz sein. Eine preiswerte Kette kostet um die 20 Mark und erfüllt ihren Zweck ebenso wie die Titan-Kette für 250, die deswegen keine längere Lebensdauer hat. Naben Als Hoch- und Niederflansch erhältlich. Hochflansch verspricht größere Stabilität bei verminderter Elastizität. Ein sauber eingespeichtes, 3-fach gekreuztes Niederflanschlaufrad sieht optisch besser aus und hat auch nicht gleich nach jeder Ausfahrt einen Achter. Eine Mischung, vorne Nieder- und hinten Hochflansch, ist oft ein guter Kompromiß für schwergewichtigere Fahrer. Schaltung Man unterscheidet zwischen Naben- und Kettenschaltung. Die Kombination aus beiden wird von einem deutschen Hersteller angeboten. Die Nabenschaltung, in der Hinterradnabe integriert, mit drei oder fünf Gängen, mit und ohne Freilauf, ist vielen bekannt. Größter Vorteil ist die Wartungsarmut. Die Kettenschaltung dagegen bietet eine große Anzahl an fein abstufbaren Übersetzungen, derzeit bis zu 24 Gänge (drei Kettenblätter vorne, 8 Zahnkränze hinten). Beim Schaltvorgang wird unter ständigem Treten die Kette mittels Umwerfer (vorne am Kettenblatt) oder durch die Schaltung (hinten am Zahnkranz) von einem Kranz auf einen anderen umgeworfen. Das erfordert ein gewisses Feingefühl bei der Bedienung, um mit der Kette nicht zwischen zwei Kränzen zu landen. Doch spätestens seit die Japaner das Problem erkannten, ist es auch mit der Schaltfreiheit aus: SIS, die Indexschaltung war geboren. Und seitdem ist Schalten nur ein Klick. SIS´en funktioniert allerdings nur mit passender Kette, Kränzen und Kettenblättern aus gleichem Haus(!), aber das versteht sich von selbst. Die Praxis zeigt, auf den Hobbybereich und das Flachland reduziert, daß aus der "Gangvielfalt" nur etwa 3 bis vier Übersetzungen überwiegend genutzt werden! Ohnehin ist die Anzahl der Gänge nur theoretisch vorhanden. Praktisch sind mindestens vier Übersetzungen zu streichen, weil die Verwendung einer solchen eine extreme Kettenlinie mit entsprechendem Verschleiß an Kranz und Kette und obendrein Kraftvergeudung zur Folge hätte. Also, ein Rad mit vielen Gängen ist nicht deswegen ein gutes Rad! Zum besseren Verständnis und zur persönlichen Abstufung der Schaltung bietet sich ein Blick in die Tabelle an. Beispiel für eine gut abgestufte, harmonische 14-gang Schaltung ist 52/40 Zähne vorne und 13-14-15-17-20-23-26, macht vierzehn Gänge, davon sind zehn nutzbar. Die vier nicht nutzbaren Übersetzungen sind bei diesem Beispiel 40/13, 40/14, 52/26 und 52/23. Schuhe Sie haben eine durchgehend harte Sohle, damit der Pedaldruck sich gleichmäßig auf die Fußsohle verteilen kann. Trotzdem werden sich eingeschlafene Zehen nicht immer vermeiden lassen. Dann hilft nur regelmäßiges Bewegen der Zehen im Schuh während der Fahrt. Helm und Handschuhe Wie wichtig diese Ausrüstungsgegenstände sind, wird einem erst bei einem Unfall oder Sturz bewußt. Dann ist es oft zu spät. Über 80% aller Radfahrer tragen bei einem Unfall Kopfverletzungen davon. Der Kopf des Radlers ist als Pufferzone eben nicht sonderlich gut geeignet. Auch die Handflächen kommen bei einem unfreiwilligen Abstieg nicht gut weg, es sei denn, die Innenflächenpolsterung der speziellen, fingerlosen Radhandschuhe übernimmt das Bremsen auf dem Asphalt. Zu achten ist beim Helmkauf auf guten Sitz (verschiedene Fabrikate und Größen probieren, nicht drängen lassen!) und auf das Prüfzeichen der DIN-, besser der strengeren ANSI oder SNELL Norm. Die meisten Helme haben eine sehr leichte Bauweise und einen erstaunlich guten Tragekomfort. Ernährung Fahrten, die über 60 Kilometer hinausgehen, erfordern Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme unterwegs. Beliebt sind Bananen, Müsliriegel oder Studentenfutter. Eine handvoll Rosinen in der Trikottasche, nach und nach vernascht, reicht ebenfalls aus, um den berüchtigten "Hungerast" unterwegs zu vermeiden. Noch wichtiger allerdings ist regelmäßiges Trinken! |